Zur Zeit des Nationalsozialismus wurden im Deutschen Reich mehr als 200.000 Menschen umgebracht, weil sie krank, behindert oder alt waren. Die Angehörigen wurden über die wahre Todesursache angelogen und bei Nachfragen von den Anstalten abgewimmelt. Die Angehörigen waren oft verunsichert und konnten das Geschehen nicht einordnen. Auch nach Kriegsende änderte sich diese Situation kaum. Viele der ehemaligen Täter setzten ihre Karrieren nahtlos fort und hatten deshalb kein Interesse, ehrlich Auskunft zu geben. Die überlebenden Psychiatriepatienten blieben in denselben Anstalten und kaum jemand interessierte sich für ihr Schicksal. Die Lage der Psychiatrie wie auch der Menschen mit Behinderung erfuhr kein gesellschaftliches Interesse.

Erst mit der Psychiatriereform änderte sich ab Mitte der 1970er Jahre diese Situation. Psychiater, Journalisten (Ernst Klee ist hier in erster Linie zu nennen) und Historiker begannen nahezu zeitgleich mit der Aufarbeitung dieser Verbrechen. Dennoch sind bis heute die Opfer des nationalsozialistischen „Euthanasie“-Programms offiziell nicht anerkannt als Opfer der NS-Gewaltherrschaft, weil sie weder als rassisch, politisch oder weltanschaulich verfolgt gelten. Ihre Namen werden aus archivrechtlichen Gründen meist nicht genannt und noch immer sind viele dieser Opfer kaum ein Thema in den Familien und in der Gesellschaft.